Wenn ich groß bin, werde ich…
Als Kind konnte diese Frage vermutlich jeder in der ein oder anderen Form beantworten. Es war doch klar, dass man Frisörin werden wollte, wenn man Barbies besonders gerne die Haare geschnitten hat, oder Lokführer, wenn man als kleiner Bub gerne mit dem Zug unterwegs war. Es war sowas von okay zu sagen, „Ich möchte gerne Tierpflegerin werden“ oder „Wenn ich groß bin, dann werde ich Musical Star“. Und dann vergehen die Jahre und die Sozialisierung prägt uns und lehrt uns Dinge, die wir nie bedacht haben – und so wird einem beispielsweise bewusst, dass Tierpfleger ja gar nicht so gut bezahlt werden und es schwierig ist, überhaupt einen Job zu bekommen. Und so werden aus Träumen peu à peu unattraktive, schlecht bezahlte und undankbare Jobs.
Und das ist unterm Strich gesehen sehr schade, weil es im Job doch darum geht, etwas zu tun, was einen glücklich macht und nicht, was besonders angesehen oder außerordentlich gut entlohnt wird, oder etwa nicht? Als junger Mensch gilt es spätestens ab dem 18. Lebensjahr große Entscheidungen zu treffen – womöglich steht jetzt und für allezeit fest (so glaubt man), dass ein einmal eingeschlagener Weg für immer und ewig gegangen werden muss (quasi in Stein gemeißelt, wie man sprichwörtlich so schön sagt) – und so entscheiden sich viele dafür, einfach das zu machen, was im Familien- oder Freundeskreis gemacht wird, etwas, was hohes Ansehen genießt oder auch was den geringsten Aufwand bedeutet bzw. das wenigste Nachdenken.
Du kannst jederzeit die Richtung ändern
Ein einmal eingeschlagener Weg kann immer wieder verändert werden. Glaubst du nicht? Ich bin mir sicher, dass jeder, der wirklich will und entschlossen ist, seine berufliche Situation zu verändern, dies auch kann. Es gibt eine Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten (auch berufsbegleitend) und Fördermöglichkeiten durch das AMS bzw. verschiedene, andere Initiativen. Die oftmals weit schwierigere Frage, ist die Frage danach was man wirklich will.
Ich könnte alles tun, …..
In unseren Breitengraden kann aus einer Vielzahl an Ausbildungsangeboten gewählt werden und so kann jeder alles tun, wen er weiß, was er will. Die Fragen nach dem „Was will ich eigentlich?“ und „Was macht mir besonders große Freude?“ sind besonders schwierig zu beantworten – fiel es uns als Kind noch leicht, derlei Fragen spontan und selbstsicher beantworten zu können, werde sie im Laufe des Lebens eher zur Qual, als zur Befreiung. Der Grund dafür liegt u.a. in der Funktionsweise unseres Gehirns, das mit Unsicherheiten und Veränderungen sehr schwer umgehen kann und so heißt es nicht umsonst „ Gewohntes Leiden ist einfacher, als etwas zu verändern“ – denn das Muster des Leidens ist vertraut und daher vermeintlich einfacher auszuhalten, als die potentielle Bedrohung von Veränderungen.
Slowly, but steady – Tipps für schrittweise Veränderung
1. Kleine Schritte sind besser als Stillstand
„Große Veränderungen“ sind für viele schwierig, daher möchte ich dich in einem ersten Schritt dazu ermutigen, dir die Frage zu stellen, was positiv an deinem derzeitigen Job ist?
Bevor kurzfristig Entscheidungen getroffen werden, erweist es sich als gute Idee, einmal zu reflektieren, welche Benefits der derzeitige Job hat (und damit meine ich nicht nur finanzielle Vorteile). Schreibst du beispielsweise gerne und bist in der Firma u.a. fürs Texten zuständig? Warst du der Junge, der gerne Lokführer werden wollte und bist jetzt vielleicht im Außendienst und somit laufend unterwegs, tätig? Oder liebst du es mit anderen zu kommunizieren und bist im Marketing gelandet? Kurzum, welche Möglichkeiten gibt dir dein Job, um eine deiner Leidenschaften auszuleben?
2. Whats your business?
Verhalte dich deinem Job entsprechend und konzentriere dich auf deine Tätigkeit und vor allem auf deine Abteilung. In Firmen geht es oft drunter und drüber und Kollegen werden nicht müde, einmal aufgefallene Missstände großzügig mit anderen zu teilen. Um dich selbst und dein Mindset zu schützen, ist es hilfreich, sich dem Raunzermodus und Raunzern im allgemeinem, zu entziehen. Frage dich des Öfteren, ob das diskutierte Thema direkt Einfluss auf dich und deinen Bereich hat? Ist das der Fall, setze dich für Veränderungen ein, ist dies aber nicht der Fall (und das wird oft vorkommen), dann halte dich vornehm zurück und zwar nicht, weil du nicht helfen möchtest, sondern weil du einerseits aufgrund deiner Position keinen Einfluss nehmen kannst und weil du andererseits damit dich und dein Nervenkostüm schützt. Spar dir deine Energie, um deine Arbeit gut zu machen.
3. Du möchtest dich umorientieren
Ist die Entscheidung einmal gefallen, dass du kündigen möchtest (innere Kündigung), dann nutze die Zeit, um dich weiterzubilden, Kontakte zu knüpfen, Interessen auszuloten, dich auf den Absprung vorzubereiten. Beantworte für dich die folgenden Fragen:
– Was würde ich tun, wenn alles vollkommen risikolos wäre? Ich von einem sicheren Hafen einfach in den nächsten schippern könnte?
– Wo würde ich arbeiten? Mit wem? Wie viele Stunden pro Woche? Wieviel würde ich damit verdienen?
4. Fake it til you make it
Stehe morgens auf und schlüpf in die Rolle deines Traumjobs. Wie soll das gehen, wirst du dich fragen? Du kannst ja nicht einfach so zu Kunden fahren und Verträge abschließen. Nein, das kannst du wahrscheinlich wirklich nicht, aber du kannst Büroräumlichkeiten recherchieren, Wettbewerbsanalysen machen, Kalkulationen, freie Domains suchen, dir eine neue Emailsignatur anlegen, Kooperationspartner suchen, Networking Plattformen googlen etc. Für deinen Geist gibt es keinen Unterschied zwischen der Realität und einem vorgetäuschten Setting – es fühlt sich echt an und dein Körper wird auch entsprechend reagieren. Ein ganz besonders wichtiger Marker, wenn es darum geht, richtige Entscheidungen zu treffen. Hör auf das sprichwörtliche Bauchgefühl.
5. Dein erster Schritt
Gewöhne dir von Anfang an an, kleine Schritte zu machen. Wir neigen dazu, riesen Visionen zu haben um der/die Erfolgreichste, Beliebteste etc. zu sein. Das sind Mammutthemen, die dir den Blick fürs große Ganze verstellen. Frage dich daher ganz bewusst, „Was ist mein erster Schritt?“, lege einen Tag für die Umsetzung fest, erledige deine Aufgabe und belohne dich für die Umsetzung.
Und finally: verliere nie deinen Humor – das Leben ist ein Abenteuer und geradlinige Entwicklungen gibt es nicht. Up and down und irgendwann mal ein „Ja, ich bin zufrieden mit mir und meinem Beitrag“.
Befreie dich und komm in deine Kraft.
Deine Sabine
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